Ein schwieriges Thema im allgemeinen ist das Klischeedenken, welches sich durch vielerlei Faktoren beeinflussen lässt. Wenn man sich einmal bewusst vor Augen hält, was in den Medien über SM und seine zahlreichen Variationen verbreitet wird, kommt man leider zu dem Schluss, dass SM zwangsläufig immer mit Schmerzen, Peitschen und mehr oder weniger viel Leder zu tun hat.
"SM? Ist das nicht so was perverses, wo man mit Peitschen draufhaut, so komische Sachen an hat und auf dem Boden kriechen muss? Das ist nichts für mich!"
Solche Äusserungen / Fragen kommen nicht selten von nicht BDSMlern. Es stellt sich dann oft herraus, dass sehr viel falsch oder gar nicht durch die TV-Sender in diversen Sendungen erklärt wurde. Oder aber so interpretiert wurde, dass man zwangsläufig glauben muss, Schmerzen sind ein "Muss" dabei.
Es wird alles in eine Ecke gedrängt, was mit SM, Fetisch und allen anderen Facetten dieser eigentlich sehr schönen Spielart der Erotik zu tun hat. Da werden irgendwelche "exklusiven" Berichte gezeigt, die einem klar machen sollen, was SM ist. Das kann nicht funktionieren! Nie wird darauf eingegangen, dass man sich vertrauen muss, dass erst mal eine gewisse Nähe entstehen muss, bevor man sich überhaupt an solche Dinge wie Fesselungen, Peitschenspiele, Bondage oder andere Arten heranwagen sollte. Nein, es ist ja nur wichtig, den Zuschauer an die Glotze zu binden.
Nun, bestimmt gibt es genug Leute, die aus ihrem nicht erfüllten Verlangen dazu verleitet werden, ein SM-Studio aufzusuchen, was ja auch nicht verkehrt ist. Aber was verkehrt ist, ist die Tatsache dass es dann heimlich passiert und es ja keiner wissen darf, dass man devot oder gar masochistisch ist. Wo kämen wir denn hin, wenn ein in der Öffentlichkeit als leitende Person bekannter Herr auf einmal zugibt, sich einer Domina hinzugeben? Nein, das ist doch krankhaft, schreien dann Viele auf. Einspruch! Das ist nicht krankhaft sondern ein Ausgleich für die tagtägliche Anspannung und Verantwortung, die der Job mit sich bringt. Dieser Herr möchte nicht bestimmen, wenn es darum geht, seine Befriedigung zu finden. Es ist eigentlich der Wunsch in ihm, einmal nicht die führende Person zu sein, nicht kontrollieren zu müssen. Und genau das kann man im SM-Rollenspiel sehr gut machen. Er lässt sich führen, gibt die Herrschaft über sich in eine andere Hand. Wie das letztendlich aussieht, ob er auf dem Boden kriecht oder lieber ein paar Stunden in einem Käfig verbringen muss ist letzten Endes seine eigene Entscheidung.
Genauso gut kann unsere ach so feine Gesellschaft es nicht verstehen, dass eine Frau z.B. sehr gerne einen enganliegenden Dress aus Latex auch in der Öffentlichkeit tragen würde. Aber nicht, um dann als sexuell besonders reizend oder provokant zu wirken, sondern eigentlich nur, weil es ein total schönes Gefühl ist, das Material zu spüren und sich darin einfach wohl zu fühlen. Da wird dann getuschelt und hinter vorgehaltener Hand schnell ein Vorurteil gebildet, das rein gar nichts mit den Empfindungen dieser Frau überein hat. Sie fühlt sich wohl darin und möchte es genießen. Also lasst Sie doch einfach!
Nicht die Frau ist krank, sondern das Verhalten der sie umgebenden Leute lässt Sie so erscheinen. Lasst doch einmal die Gedanken an Provokation und so weiter weg. Ist es nicht so, dass jede/r etwas ganz besonders gerne trägt? Sei es für die Frau ein Kleid oder ein Anzug oder für den Mann eben Jeans in jeder Variation bzw. auch ein Anzug. Da wird dann nichts gesagt, weil das ja "normal" ist. Nein ist es ja gar nicht! Normal ist das, was ich für mich selber entscheide zu tragen, normal ist das, wo drin ich mich wohlfühle! Nicht das, was mir irgendwelche Leute auf der Strasse vorgeben ist wichtig, sondern mein Wohlbefinden. Daher finde ich es wirklich schade, dass immer wieder diese Scheuklappenbrille aufgezogen wird und die Leute, wenn auch heimlich, mit dem Finger auf einen zeigen und dabei fast hörbar denken: "Schau sich einer Die/Den an. Das ist ja pervers, wie Die oder Der rumläuft". Und ist es nicht so, dass man automatisch abgestempelt wird, wenn man andeutet, SM'ler zu sein? Das alles basiert nur auf falschen oder mangelhaften Informationen.
Und genau das möchte ich hier klarstellen: Kein Mensch ist krank oder gar pervers, nur weil er gerne in Gummisachen schlüpft oder sich demütigen bzw. körperlich freiwillig züchtigen lässt. Das sind nur besonders Phantasievolle und aufgeschlossene Personen, die es verstanden haben, dass da noch mehr da ist, als einmal die Woche mit sturer Gleichmäßigkeit Sex mit der/dem Partner/in zu praktizieren.
Auch ist es keinesfalls falsch, gemeinsame Neigungen im Rahmen eines Rollenspieles zu erleben und auszukosten. Eigentlich ist es doch dabei wie bei so vielen anderen Vorlieben auch: Was ich mag, möchte ich auch gerne tun. Und das bitte, ohne dabei gleich als Perverser oder Kranker abgestempelt zu werden